Kinderprogramm – Nebenbühne |
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Samstag 7. August | ||
14.00 Uhr | Blinklichter | |
16.00 Uhr | Trommelfloh | |
Sonntag 8. August | ||
14.00 Uhr | Duo Einfach Riesig | |
16.00 Uhr | Geraldino und die Plomster | findet auf der Hauptbühne statt |
Presse 2004 | |
Quelle: Fritz Das Magazin August 2004
Ein kleines Paralleluniversum Als 1975 das erste „Parkfest” im Nilkheimer Park veranstaltet wurde, war die Kontroverse groß: Das vom Gedanken der „68er”-Bewegung getragene Festival polarisierte Bürger wie Politiker Aschaffenburgs. Trotz zahlreicher Hindernisse hat sich das KOMMZ bis heute gehalten und feiert ab 6. August zum dreißigsten Mal ein freies Leben. FRITZ Das Magazin gratuliert zum Jubiläum. Die beiden Kontrolleure am Südeingang kamen auch diesmal nicht umhin, sich von der guten Laune des schier endlosen Besucherstroms anstecken zu lassen. Freundlich lächelnd nehmen sie die Eintrittskarten entgegen, knipsen Bändchen und schauen den mit Bierkästen schwer bewaffneten Gästen nach. Und das, obwohl sie arbeiten müssen, während andere feiern. Solchen Szenen begegnet man heutzutage auf den wenigsten Veranstaltungen der deutschen Festivallandschaft. In Aschaffenburg aber wissen die meisten sofort, wovon die Rede ist: Es geht ums KOMMZ. Und es geht um mehr als um ein Musik-Festival. Denn in den letzten 30 Jahren ist es zum Ausdruck von Toleranz und friedlicher Gemeinschaft geworden, auch wenn die Organisatoren im Laufe der Zeit gegen so manche Repressalie zu kämpfen hatten. Von Santiago nach Aschaffenburg Es war in den frühen 70er Jahren, als die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der „68er”-Bewegung in Aschaffenburg Einzug hielten. Nachdem Sozialdemokrat Willi Reiland zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt wurde, kam es zur Einrichtung eines kommunalen Jugendhauses. Das Besondere daran war, dass die Verwaltung dieser Institution gänzlich in den Händen der Jugendlichen liegen sollte. Das KOMMZ lernt laufen… Anfänglich noch eine spontane Idee, entwickelte sich das Fest im Laufe der Zeit zu einer Institution. Innerhalb des kommunalen Jugendhauses bildete sich eine eigene KOMMZ-Gruppe heraus und es folgten gleich zwei weitere Festivals 1976 und ´77. Auch die größten Rückschläge konnten nicht stoppen, was mittlerweile eine ausgesprochene Eigendynamik entwickelt hatte. Die ursprüngliche Richtung aber wurde weiterhin beibehalten: Das KOMMZ sollte ein Fest für jene bleiben, die mehr als nur konsumieren wollen. … und wird älter 13 Jahre später sollte das KOMMZ nun die Form erhalten, die es bis heute hat. 1991 muss abermals aus wirtschaftspolitischen Gründen nach einem Träger gesucht werden. Wieder helfen sich die KOMMZler selbst und gründen den „Freundeskreis für Kultur e. V.”, der zum neuen offiziellen Verantwortlichen des Festivals wird. Dennoch ist und bleibt das KOMMZ eine kommerzfreie Zone. Jeder Cent an finanziellem Überschuss wird am Ende für wohltätige Zwecke gespendet. In den frühen 90ern zeichnet sich aber etwas ab, das sich ebenfalls bis heute nicht verändert hat. Drei Tage Paradies Was sich in diesen Jahren auf dem KOMMZ abspielt, hat eine ganz eigene Qualität. Der Zeltplatz ist direkt mit dem restlichen Gelände verwachsen und unentgeltlich. So sieht man überall auf dem Festival Kinder vergnügt an dem Kinderprogramm teilnehmen, daneben Alt-68er mit Jugendlichen munter diskutieren, andere musizieren oder tanzen vor der Bühne. Es scheint, als würden alle Gäste drei Tage lang ihre Alltagsbahnen verlassen und somit gemeinsam das eigentliche KOMMZ mitgestalten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Veranstalter alles tun, um ein kleines Paralleluniversum zu erschaffen. |
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Quelle: Main Echo, Montag 9.8.2004
»Ich hab’ heute einen Haufen Spaß gehabt…« Drei Tage lang Hippieleben beim Kommz im Nilkheimer Park |
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Aschaffenburg. Zischende Gaskocher in der Zeltstadt, dröhnende Klänge von der Hauptbühne, geschäftiges Wuseln am Bierstand, kreative Eingebungen, dösende Familien und urkomisches Kinderprogramm im Bastel- und Entspannungsbereich – beim Gang über das Festivalgelände jagt ein Eindruck den Nächsten. An allen Ecken schütteln sich alte Bekannte die Hände, für viele Besucher ist das Kommz eine Institution, die im Kalender ebenso fest verankert ist wie Weihnachten oder Ostern – und das bereits seit drei Jahrzehnten.
Rüdiger Klages aus Mömbris-Gunzenbach schlendert am Freitagabend übers Kommz und ist am Samstag schon um halb zwölf wieder da – obwohl er eigentlich zum Alzenauer Stadtfest wollte. »Aber ich hab? heute einen Haufen Spaß gehabt«, lacht er. Warum zeltet er eigentlich nicht auf dem Gelände? »Weil wir zu doof waren, ein Zelt zu kaufen!« Der 26-Jährige nimmt?s mit Humor. Trotzdem merkt auch Rüdiger: Im alten Römerbad vergehen drei Tage wie im Flug, wer will da schon nach Hause? Das Musikprogramm gibt sich gewohnt vielfältig. Am Freitag gab es Rock der härteren Gangart mit Exilia aus Mailand und im Anschluss Alternative mit der Koblenzer Band Mill. Samstags dreht sich alles um sommerlichere Klänge: »Wir in Hamburg kreuzen alles mit afro-brasilianischer Percussion«, behauptet Sänger Christoph Pancke von der Gruppe Sambodromo, die am Samstagabend die Hauptbühne rocken. Wenn man die 13-köpfige Band und vor allem die acht Leute am Schlagwerk sieht, glaubt man es ihm gerne. Da wird tatsächlich so ziemlich alles mal angespielt: Rock, Reggae, Ska – egal, was sie machen, Sambodromo verlassen sich auf die mitreißende Wirkung ihrer Beats und experimentieren zwischendurch noch locker mit den Klängen vom Plattenteller, aus der Voicebox oder von der Querflöte. Freilicht-Wohnzimmer Der hintere Teil des Nilkheimer Parks ähnelte beinahe einem riesigen Freilicht-Wohnzimmer: Den ganzen Tag lang schaukeln Eltern ihren Nachwuchs durch die Lüfte, es wird gemalt, gebastelt, geschnitzt, getont – hier weht Kreativität durch die Luft. Wenn es dunkel ist flimmern 16-Millimeter-Filme über ein Laken, das zwischen den Bäumen über der Nebenbühne hängt – da, wo mittags noch das Kinderprogramm lief. Jetzt liegen ein paar von den Kleinen, dick eingemummt in ihre Schlafsäcke, auf den Bühnenbrettern und verschlafen die Abenteuer von Wallace und Gromit – sie wenigstens werden fit sein am dritten und letzten Kommz-Tag. Die Eltern- und Geschwistergeneration der kleinen Schlafmützen dagegen macht noch lange nicht Schluss. Wenn auf der Hauptbühne nichts mehr los ist, packen Feuerkünstler ihre Fackeln aus, im Café Wunderbar entspannt es sich ganz wunderbar auf Sofas, im Teezelt wird geklönt – nicht immer gemütlich, denn der Reiz des Zeltes hat sich rumgesprochen: es wird eng auf den Sitzkissen – und natürlich, ewig lockt der Bierstand. Dort, unter den großen Planen, fließen Gerstensaft und Äppelwoi, auch wenn einige der Kommzler hinter dem Tresen schon seit den frühen Abendstunden das eine nicht mehr vom anderen unterscheiden könnten. Die 250 Helfer machen gerne ein bisschen mehr als nötig ist; auch nach dreißig Jahren basteln die Macher noch mit Herzblut an der Atmosphäre auf ihrem Festival: In den Bäumen schaukeln glitzernde Mobiles, überall im Park wehen Tücher, auf die bunte Lichtspiele projiziert sind. Wenn sich nicht einige Besucher die grünen Buttons mit dem Schriftzug »30 Jahre Kommz« angesteckt hätten – man würde fast nicht merken, dass das Festival in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiert. 1975, als das Kommz noch Nilkheimer Parkfest hieß und von der Stadt Aschaffenburg ausgerichtet wurde, hätte wohl niemand erwartet, dass noch im nächsten Jahrtausend einmal im Jahr Menschenmassen nach Nilkheim strömen würden, um drei Tage lang ein Hippie-Leben im Kleinen zu führen. Als die Kommz-Gruppe das Festival dann 1978 erstmals im Alleingang organisiert, gibt es prompt Probleme: Verstoß gegen Auflagen vom Ordnungsamt – ein fehlendes Halteverbotsschild zum Beispiel – der Hauptverantwortliche wird erst mal zum Arbeitseinsatz verurteilt. Politische Brisanz passé Doch solche Zeiten sind längst vorbei, die politische Brisanz des Festes ist verflogen. Wurde in den Siebzigern noch heiß über Paragraf 218, Klassenkampf oder den Putsch in Chile diskutiert, geht es heute am Infostand von Amnesty International eher ruhig zu. Mittlerweile hat es sich auch herumgesprochen, dass auf dem Kommz jeder willkommen ist, dass weder Drogenexzesse zelebriert noch Umsturzaktionen geplant werden. Trotzdem gab es in diesem Jahr Ärger von unerwarteter Seite. Eichenprozessionsspinnerraupen hatten das Gelände in Beschlag genommen und sorgten für wilde Gerüchte: »Das Kommz fällt aus!« raunte es vergangene Woche durch Aschaffenburg. Was sich kaum jemand vorstellen konnte, wurde von Feuerwehr und Gartenamt durch eine fachkundige Insektenjagd verhindert, jeder Besucher wird am Eingang per Handzettel über den Stand der Dinge informiert. Auf dem Festival sind die Raupen kaum ein Thema, Panik gibt es keine, nicht mal Angst: Auf dem Rasen aalen sich wie immer unzählige Festivalbesucher – nur der Regen am Samstagabend kann sie vertreiben. Samstagnacht dann die Zwischenbilanz vom Roten Kreuz: »überraschenderweise« gab es gar keine Zwischenfälle mit den Raupen. Nur Wespenstiche, Pflästerchen, das Übliche, nichts zu berichten. Und ab Montag wird die Geschichte mit den Raupen nur noch eine der zahllosen Kommz-Anekdoten sein, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben. Moni Münch |
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Quelle: Main Echo, Dienstag 10.8.2004
Dieses erschöpfte Gefühl nach einem heißen Sommertag Rundumschlag musikalisch: Tanzkinder, The Grandmothers, Naked Raven |
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Aschaffenburg. Musikalisch war der letzte Abend auf dem Kommz der vielseitigste des dreitägigen Festivals im Nilkheimer Park. Tanzkinder, The Grandmothers und Naked Raven – diese Bands hatten nicht viel mehr als die Biermarke gemeinsam, die im Backstagebereich ausgeschenkt wurde.
Die Tanzkinder hatten es als Stimmungsanheizer gar nicht so leicht mit den Kommzgängern. »Ihr seid so ein bisschen lethargisch«, nörgelte Sänger und Gitarrist Stefan Witzany das Publikum an, und er hatte allen Grund dazu. Nur eine Handvoll Tapfere taten das, wofür die Musik der Tanzkinder geschaffen ist: sie tanzten darauf. Aber – gute Nachricht – die Würzburger sind keine Kinder von Traurigkeit und lassen sich nicht so leicht die Laune vermiesen. Im Gegenteil: »Die Message ist unity«, singt Witzany und macht sich zum Lobbyisten für Frieden und »?ne gute Zeit«. Er war übrigens das einzige Tanzkind, das in originalo auf der Bühne stand. Die anderen beiden Mitglieder der dreiköpfigen Band mussten sich vertreten lassen: Volker Wallrapp machte den Ersatztrommler und auch Bertram Öhler legt nur aushilfsweise jazzige Kontrabassläufe hin. Trotzdem, die Dynamik stimmt, die Jungs kommen supersympathisch rüber, versprühen einiges an Good Vibrations – mit ihren fröhlichen Melodien, ihren tanzbaren Rhythmen, mal Reggae-, mal Ska-lastig, und nicht zuletzt mit ihren Texten, die immer wieder um das Wesentliche kreisen: wir kriegen das hin mit dieser Welt. Steht also zu hoffen, dass die unkomplizierten Franken mal wieder ins Grenzland kommen und sich überzeugen lassen, dass wir Ascheberscher sehr wohl Stimmung machen können. Halt vielleicht bloß nicht im August, nachmittags um halb sechs, wenn es noch so heiß ist. Und wir schon drei Tage lang gefeiert haben. The Grandmothers – Grand mit langem a, britisch bitte, »wir sind nicht die Grändmothers«, stellt Leadsänger Napoleon Murphy Brock gleich zu Beginn klar – sind der Stoff, aus dem Legenden sind. Über sie noch zu reden grenzt an Blasphemie, sie loben zu wollen, ist Anmaßung. Die Musiker auf der Bühne sind Koryphäen, stehen felsenfest auf ihrem Olymp – nicht mal Arroganz haben sie nötig – und all das war schon so vor drei Jahrzehnten, als sie noch mit Frank Zappa unter dem Namen Mothers of Invention gespielt haben. Nicht immer ist es leicht, solchen Supermusikern zu folgen, ihre experimentelle Mischung aus Jazz, Funk, Rock und Ethno ist alles andre als leicht zu konsumieren. Nach und nach aber ändern sie ihren Stil, schwenken um auf die alten Zappa-Klassiker, der Grundton wird tanzbarer, melodiöser, zugänglicher. Die letzte Band am Kommz ist immer eine Gratwanderung. Sollte es etwas ruhiges sein, zum gemütlichen Ausklang? Oder eher was zum tanzen, ein letztes Mal gute Stimmung? 2004 hat man sich für die Melancholie entschieden, für die ruhigere Variante: Cello, Geige, E-Piano – Naked Raven leugnen nicht, dass sie mit ihrer Musik auch klassische Elemente vermitteln. Davon profitieren die Melodielinien, schwebend gehalten von der Stimme der Sängerin Janine Maunder. Die Arrangements lassen viel Raum für diese Stimme, die leicht belegt und rauchig, wunderbar beruhigend, ihren Weg durch die Nacht nimmt. Die Mischung aus Folk und Pop ruht tief in sich selbst, bleibt meist ruhig und wohl auch das, worauf sich eine überdurchschnittlich große Gruppe von Menschen bei solchen Klängen einigen könnte: wunderschön. Mal verträumt, mal kraftvoll, dann wieder melancholisch oder auch leicht bedrohlich klingen Naked Raven. Es geht viel ums Fühlen in den Texten. Aber sie können auch fröhlicher, locker-leicht und poppig – vielleicht sind das die Songs, die sich am leichtesten verdauen lassen, die auch mal nebenher dudeln können, »nachts, beim Bügeln«, mutmaßt Janine. Aber die Stärken von Naked Raven liegen woanders, viel tiefer. Die Australier haben es sich zur Gewohnheit gemacht, in den Sommermonaten mit ihrer Musik in Europa vorstellig zu werden. Und sie sind damit wohl das, was man einen Geheimtipp nennt; es lohnt, nach ihnen Ausschau zu halten. Denn wenn der Herbst kommt, dürfte es wohltuend sein, Janine?s Stimme im Ohr zu haben – als Erinnerung an dieses erschöpfte Gefühl nach einem heißen Sommertag. Oder einfach als Seelentröster, wenn der Himmel grau ist und das nächste Kommz noch Monate entfernt. Moni Münch |