Presse 2011
Quelle Main Echo 3.8.2011
Miteinander und füreinander Kommz: 37. Nilkheimer Parkfest in Aschaffenburg von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. August – Familienzeltplatz am Main entfällt, Zeltmöglichkeiten diesmal im Parkbereich
ASCHAFFENBURG. Die »bunte Kommz- Welt« öffnet am Freitag, 5. August, ihre Pforten. Drei Tage lang werden in Aschaffenburgs Nilkheimer Park Musikbands auftreten, Kindertheater gespielt, gebastelt, gewerkelt und kommuniziert. Neuerungen 2011: Einlass erst freitags, kein Zeltplatz außerhalb, kein Einlass für Nachtschwärmer Mit der Stadt hat die Kommz-Gruppe vereinbart, dass erst ab Freitag (10 Uhr) Besucher in den Park dürfen. Offizielle Parkeröffnung ist um 15 Uhr, das Programm auf der Hauptbühne startet ab 16 Uhr. Eine weitere Neuerung ist der Wegfall das Familienzeltplatzes am Main. Wie früher wird im Parkbereich für Familien ein Freiraum zum Zelten geschaffen. Die Selbstversorgung der Besucher bleibt gesichert: Ob Essen, Bier, Wein oder antialkoholisches – solange es keine Glasflaschen sind, dürfen die Besucher sich entsprechend eindecken. Harter Alkohol (Spirituosen, Alkopops und ähnliche Mischgetränke) sind im Park verboten und werden auch nicht angeboten. Gleichzeitig sind Ghettoblaster und sonstige Musikanlagen tabu. Im Gegensatz zu den Vorjahren kommen »Nachtschwärmer« nach Kassenschluss nicht mehr in den Park: Nach Kassenschluss erhält nur Einlass, wer Bändchen oder eine Vorverkaufskarte hat. Karten für das 37. Kommz gibt es im Vorverkauf (18 Euro, in Aschaffenburg Buchhandlung Diekmann, Hannebambel und Cafe Schwarzer Riese, in Erlenbach in der Kinopassager). Diese gelten (wie am Wochenende die entsprechenden Bändchen) am Festivalwochenende als Fahrschein für Busse und Bahnen im Bereich der VAB. Wie in den Vorjahren befindet sich der Parkplatz auf bzw. am Nilkheimer Flugfeld. Die Eingänge zum Festgelände befinden sich am Mainradwanderweg sowie an der Bushaltestelle Großostheimer Straße. Auf große und bekannte Namen wurde verzichtet, stattdessen kommen fast ausnahmslos Bands aus Deutschland, USA, England, Frankreich und Österreich nach Aschaffenburg, die hier noch nie aufgetreten sind. Von Pop über Hip-Hop, von Alternative bis Reggae, von Jazz bis Klassik werden fast alle Stilrichtungen vertreten sein. Wesentlicher Bestandteil des Kulturprogramms ist das Kinderprogramm: Nach seinem Kindertheaterstück »Pirat « (Samstag, 6. August, 14 Uhr, Kinderbühne) wird Zinnobro im Park als Zauberer und Quatschmacher im Park unterwegs sein. Ab 16 Uhr wird auf der Kinderbühne Klaus Foitzik ein Musikprogramm anbieten: »Farbe ins Leben « lautet das Programm, in dem Foitzik »viele bunte Bilder malt« bzw. singt. Vorher, zwischendurch und nachher finden die Kinder im Kreativbereich Möglichkeiten, sich zu schminken, zu basteln oder sonstwie kreativ zu werden. Ein Wiedersehen mit Bekannten gibt es am Sonntag, 7. August. Im Vorjahr mit viel Applaus bedacht wurde Eichi: Mit üblichen und unüblichen Jonglier- Utensilien wird er am Sonntag ab 14 Uhr auf der Kinderbühne mit seinem »Spaßkoffer« auftreten – danach wird er immer wieder mal im Park auftauchen. Nahezu zeitgleich startet das Mainaschaffer Puppenschiff mit seinen Aufführungen am Kommz-Tempel – ehe ab 15.45 Geraldino [&] Die Plomster Groß und Klein mit ihrer Musik begeistern werden. Empfangen werden die Besucher am Freitag von den Wohnraumhelden. Auf ihrem zur Bühne umgebauten Ape (Vespa-Auto) werden sie an den ersten beiden Tagen mehrmals auftreten: Auf der Hauptbühne, im Römerbad, im Bierstand, an der Sektbar und auf der Kinderbühne. Gleiches gilt für Songwriter Markus Rill (samstags mit Band), der ebenfalls freitags und samstags Gast im Park ist und auf mehreren Bühnen auftritt. Zum einen um den Schwerpunkt von der Hauptbühne wegzunehmen, zum anderen um Besuchern und Bands die Möglichkeit zu geben, eine eigene Atmosphäre am jeweiligen Spielort zu schaffen. Auch wird es im Römerbad wieder eine »Open Stage« geben, sonntagabends sogar ein »Tangoabend«. Zusätzlich wird am Freitag (evtl. auch am ganzen Wochenende) der Kölner Selassikai in traditioneller Songwritermanier Themen von Hanf bis Atomkraft besingen. Um die Verbundenheit des Kommz mit der Aschaffenburger Musikszene zu unterstreichen, eröffnen einmal mehr lokale Bands das Musikprogramm auf der Hauptbühne. So werden die Newcomer Crows Of Zanzibar aus Sailauf und Waldaschaff mit ihrem Retrorock der frühen 70er das 37. Kommz auf der Hauptbühne eröffnen, ehe Hörspiel mit introvertierter Popmusik das Programm übernimmt. Ab 18 Uhr wird dann Lene Wood mit ihrer Band ausgefeilte Rockmusik bieten. Nach Elektro-Trash von Testsieger und Alternative Rock mit Simeon Soul Charger aus den USA werden A.S.M. englischen HipHop bringen. Der Samstag startet mit dem Auftritt von Markus Rill [&] The Troublemakers (10.30 Hauptbühne). Im Aschluss wird das Streichquartett Hot Club Of St. Pauli zeigen, dass Jazz und Worldmusik auch für klassische Instrumente kein Widerspruch sind – gegen 17 Uhr wird der Hot Club Of St. Pauli ein zweites Mal an der Sektbar auftreten. Aus Würzburg kommt die Songwriterin Karo mit ihrer Band , um am späten Samstagnachmittag das Abendprogramm der Hauptbühne zu eröffnen. Bläserlastigen Reggae gibt es im Anschluss mit dem Berlin Boom Orchestra, ebenso bläserlastig ist auch die folgende Band aus Frankreich: Les Gros Tube ist ein Pariser Musikerkollektiv, das Funk mit eingestreutem Jazz und Afrobeat mit Weltmusik bietet. Ausschließlich mit ihrer eigenen Stimme werden ab 23 Uhr Bauchklang einen Sound kreieren, der über a capella weit hinaus geht und Dub mit Elektro, HipHop, Drum’n’Bass und Worldmusik vereint. Im Bierstand werden außerden die X-Ray-Harpoons den Garagenrock der 60er Jahre aufleben lassen. Sonntagvormittag ist die Jazzstunde auf dem Kommz: Bereits 1994 begeisterte der damalige Jazzstudent Jonas Schön mit seinem Sextett auf dem Kommz, jetzt ist der Saxofonist inzwischen Jazzprofessor in Hannover und wird mit seinem Quartett virtuose Spielfreude darbieten.
Klassische Musik Gleich zweimal wird am Sonntag eine weitere »Band« aus Aschaffenburg spielen: Das Damen-Streichquartett La Finesse wird klassische Musik in den Nilkheimer Park bringen – allerdings halten sich die vier Streicherinnen nicht nur bei Mozarts kleiner Nachtmusik auf, sondern verfremden auch zahlreiche aktuelle Filmmelodien auf ihre Art und Weise. Neben einem Auftritt auf der Hauptbühne (Sonntag, 13 Uhr) werden La Finesse gegen 17 Uhr an der Sektbar aufspielen. Auf der Hauptbühne wird es am Sonntagabend noch einmal spannend: Nach der Münchner Band Monobo Son, die auf Gitarre verzichten und stattdessen dem Blech den Vorrang geben, zeigen Los Dos Y Companeros, dass Salsa keine karibische Erfindung ist, sondern womöglich ursprünglich aus Bayern kommt: Die Oberpfalzer singen im Dialekt, sind aber musikalisch in der Karibik verankert. Mit entspannter Musik von The Miserable Rich aus England wird das Kommz beendet. Das Kammerquintett überrascht fernab aller Britpoptrends: »Wir sind eine Indierockband, die ihre elektrischen Gitarren verloren und einige Streicher dafür gefunden hat«.
gigi
Es ist wieder soweit: Kommt in den Nilkheimer Park nach Aschaffenburg.
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Quelle Main Echo 4.8.2011
Mit neuen Regeln zurück zu den Wurzeln Kommz: Das Programm des 37. Nilkheimer Parkfests ab morgen – Pop, Weltmusik, Klassik, Jazz und Kinderprogramm ASCHAFFENBURG. Zurück zu seinen Wurzeln als familiäres Festival, bei dem Kreativität groß geschrieben wird, will das 37. Nilkheimer Parkfest Kommz. Es beginnt morgen Nachmittag und dauert bis Sonntag. Das »Backto- the Roots«-Konzept bedeutet für die Besucher einige Änderungen gegenüber den Vorjahren, erläutert Kommz- Sprecher Thomas Giegerich (siehe Service-Magazin von gestern). Zu den Neuerungen gehört, dass Einlass erst am Freitag um 10 Uhr ist, es gibt keinen Familienzeltplatz am Mainufer mehr. Stattdessen können Eltern mit Kindern auf einem besonderen Areal im Park kampieren. Nachtschwärmer kommen nur mit Kommz-Bändchen in den Park. Wie immer treten an den drei Tagen zahlreiche Musikbands auf, es gibt ein abwechslungsreiches Kinderprogramm, Spiel- und Bastelecken. Offizielle Parköffnung ist am Freitag um 15 Uhr, das Programm auf der Hauptbühne startet um 16 Uhr. Wie immer sind Glasflaschen und Hochprozentiges verboten, dasselbe gilt für Musikanlagen. Um den familiären Rahmen des Festivals nicht zu gefährden, hatte die Kommz-Gruppe Termin und Programm lange nicht bekannt gegeben. Selbst die Bands wurden verpflichtet, den Termin von ihrer Homepage zu nehmen. Jetzt hat diese Geheimniskrämerei ein Ende. Für unsere Leser, die sich für einzelne Bands interessieren – allesamt keine Zugpferde sondern Geheimtipps –, verraten die Veranstalter das Programm:
Freitag, 5. August • 15 Uhr im Eingangsbereich um 19 Uhr am Bierstand: Wohnraumhelden (Rock‘n‘Roll) • 16 Uhr, Hauptbühne: Crowns of Zanzibar (Rock‘n‘Roll aus dem Spessart) • 16 Uhr Römerbad, 19 Uhr Bierstand: Selassik (Polit-Folk) • 17 Uhr Römerbad, 20 Uhr Kinderbühne: Markus Rill (Americana) • 18 Uhr, Hauptbühne: Lene Wood (Songwriter-Rock und Funk) • 19.30 Uhr, Hauptbühne: Testsieger (Drum‘n‘Bass, Trip-Hop, Eighties) • 21 Uhr, Hauptbühne: Simeon Soul Charger (Alternative) • 23 Uhr, Hauptbühne: A State of Mind (Hip-Hop und Reggae)
Samstag, 6. August • 10.30 Uhr, Hauptbühne, 14 Uhr Römerbad: Markus Rill and the Troublemakers (Roots-Rock) • 12.30 Uhr, Hauptbühne, 17 Uhr Sektbar: Hot Club of St.Pauli (Jazz mit Streichinstrumenten) • 17.30 Uhr, Hauptbühne: Karo and Jets vs. Shark (Songwriter-Rock im Catpower-Fahrwasser) • 19 Uhr, Hauptbühne: Berlin Boom Orchestra (Reggae, Dancehall) • 21 Uhr, Hauptbühne: Le Gros Tube (Funk, Jazz und Weltmusik) • 23 Uhr, Hauptbühne: Bauchklang (Mouth-Music) danach am Bierstand: X-Ray Harpoons (Garage)
Sonntag, 7. August • 11 Uhr, Hauptbühne: Jonas Schön Quartett (Jazz) • 13 Uhr, Hauptbühne, 16.45 Uhr Sektbar: La Finesse (Klassik) • 17.45 Uhr, Hauptbühne: Monobo Son (LaBrass-Banda-Ableger) • 19.30 Uhr, Hauptbühne: Los Dos Y Companeros (Salsa) • 21.30 Uhr, Hauptbühne: The Miserable Rich (Kammerpop)
Kinderprogramm am Samstag • 14 Uhr Kinderbühne und danach im Park: Zauberer und Quatschmacher Zinnobro spielt sein Stück »Pirat « • 16 Uhr Kinderbühne: Liedermacher Klaus Foitzik
Kinderprogramm am Sonntag: • 14 Uhr Kinderbühne und danach im Park: Eichi und sein Spaßkoffer (Theater, Jonglage und Akrobatik) • 16 Uhr Hauptbühne: Geraldino [&] die Plomster (Liedermacher, Kommz- Kult).
Die Tickets und die Bändchen gelten am Wochenende als Fahrschein für Busse und Bahnen im VAB-Bereich. Ein Parkplatz ist auf dem Nilkheimer Flugfeld. Eingänge zum Festgelände sind am Main-Radwanderweg und an der Großostheimer Straße.
ab
Karten im Vorverkauf für 18 Euro in der Buchhandlung Diekmann, Hannebambel und Café Schwarzer Riese, in Erlenbach in der Kinopassage.
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Quelle Main Echo 8.8.2011
Schlammlandschaft mit viel Flair Kommz: Der Regen macht auch vor dem Nilkheimer Park nicht Halt – Entspannende und mitreißende Klangkulissen ASCHAFFENBURG. Das Geheimnis, das die Veranstalter aus Termin und Programm des bekanntesten Aschaffenburger Parkfestes machen wollen, gehört zum Ritual. Wer aufs Kommz will, kennt den jährlichen Termin und weiß: Das eigentliche Programm ist eher Nebensache. Es geht um das gewisse Kommz-Flair. Und dass das zum Programm gehört, weiß man, ohne es schwarz auf weiß lesen zu müssen. Gleichwohl gab es neue Regelungen: Harter Alkohol ist seit je her tabu. Doch palettenweiße Bier und Wein durfte man dieses Jahr auch nicht mehr in den Nilkheimer Park schleppen. Außerdem durfte die Musik höchstens aus Kopfhörern strömen oder handgemacht sein – Ghettoblaster waren tabu. Alles Dinge, die das Flair nicht beeinträchtigen, eher im Gegenteil.
Erdiger Rock auf weicher Erde Für musikalische Untermalung sorgten unter anderem zwei Männer in einer umgebauten Ape (dreirädriges Vespamobil), die mehrmals in der Nähe der Hauptbühne und dem Römerbad auftraten: Die Wohnraumhelden machten mit viel Spaß an der Musik und einem sehenswerten Programm Stimmung vor ihrem kleinen Gefährt. Mit amüsanten Texten, stimmigen Melodien und einer großen Portion Selbstironie punkteten die Hannoveraner. Nachdem am Freitag Crowns of Zansibar und Hörspiel auf der Hauptbühne das Kommz eröffnet hatten, betrat Lene Wood die Bühne. Die Band, die drei Studioalben aufweisen kann, sorgte mit erdigem Rock für eine entspannte Klangkulisse. Tanzlaune gab es bei Testsieger, die mit elektronischeren Klängen aufwarteten. Aus Keyboards, Stadionlautsprechern und Klanggeneratoren drang eine fröhliche Mischung aus 80- er Jahre Trash und Drum’n’Bass, die schnell viele Zuhörer und Tänzer fand. Simeon Soul Charger aus den USA ließen die 70er Jahre wieder aufleben. Mit ihrem epischen Psychedelic-Rock stellten sie eine gelungene Abwechslung dar. Mit den sechs Engländern von A. S. M. (A State Of Mind) klang der Abend an der Hauptbühne mit viel Reggae, Funk und Hip Hop aus.
Für Kinder viel geboten Am Samstag war vor allem für die kleinen Kommz-Besucher viel geboten. Egal ob malen, basteln, schminken oder schöne Figuren kneten: Die Stände rund um die Kinderbühne waren gut besucht. Und der Liedermacher Klaus Foitzik sorgte mit seinem Programm »Farbe ins Leben« für die perfekte musikalische Untermalung. Für alle anderen hieß es vor allem, das schöne Wetter zu genießen, bevor Karo And Jets vs. Sharks am frühen Abend die Bühne betraten. Denn gerade als die Songwriterin mit ihrer klaren Stimme und sphärischen Melodien loslegte, begann es zu regnen. Bei den Auftritten vom Berlin Boom Orchestra und Le Gros Tube aus Frankreich musste man schon Wolkenbrüche über sich ergehen lassen. Als die fünf Jungs von Bauchklang um 23 Uhr die Bühne betraten, hatte der Regen glücklicherweise wieder nachgelassen und vor der Bühne fanden sich schnell wieder Menschen ein, die sich von der breiten Klangkulisse der Beatboxer mitreißen ließen.
Fantastische Stimme Große Begeisterung ernteten die X-Ray Harpoons, die nach dem Auftritt von Bauchklang im Bierstand aufspielten. Eine fantastische Stimme, Orgelklänge und gute Melodien ist bei den Bonnern die Devise. Mit ihrem 60er Retro-Rock sorgten sie dafür, dass zum Ausklang des Samstagabends noch einmal richtig das Tanzbein geschwungen wurde, bevor in der Sektbar bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden konnte. Und das, obwohl sich der Nilkheimer Park in eine Schlammlandschaft verwandelt hatte. Das Flair lässt sich mit Sonne und trockenen Füßen zwar besser spüren, aber da war es trotzdem. Ganz eindeutig.
Jessica Albert
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Quelle Main Echo 9.8.2011
Von Wölfen im Dunkeln
Kommz: The Miserable Rich liefern den Soundtrack zum Ausklang des Nilkheimer Parkfests ASCHAFFENBURG. Der sonnige Kommz- Sonntag neigt sich dem Ende zu. Die Zeltstadt des Nilkheimer Parks wirkt wie leer gefegt. Nur noch wenige Zelte stehen wie hingewürfelt auf der Parkwiese, zwischen den Ständen der Basarstraße klaffen Lücken. Die Familien haben nach Kinderprogramm und Workshops ihren erschöpften Nachwuchs eingesammelt und trotten zu ihren Autos und Fahrrädern. Den Soundtrack zum Ausklang des 37. Nilkheimer Parkfests liefern in der einbrechenden Dunkelheit gleich zwei Programmpunkte: Tangomusik, Latin- Beats und tanzende Paare verwandeln das mit roten Lampions dekorierte Römerbad in einen argentinischen Ballsaal unter freiem Himmel. Immer wieder mischen sich übermütige Jugendliche unter die Tänzer. Wer sich nicht auf die abgeklebte Tanzfläche traut, wippt vor dem Stand der IG-Metall-Jugend abseits aller Tanzkurs-Regeln mit. Auf der Hauptbühne hat mittlerweile die britische Band The Miserable Rich ihren Soundcheck abgeschlossen. Eine Kopie des Parktempelchens aus Leuchtschlangen, Stangen und Pappmaché dominiert die Bühne. Die Dekoration bildet das passende Ambiente für den theatralischen Kammerpop der fünf Musiker aus Brighton.
Lieder von Verlust und Tod Es sind melancholische, dunkel glühende Pop- Songs, die Sänger James de Malplaquet zur komplex arrangierten Kammermusik-Begleitung seiner vier Musiker singt. Sein klagender, hoher Gesang prägt die Lieder zwischen Indierock, Chanson, Folk und Bänkelsang. Der Sound wird geprägt von William Calderbanks auf- und abschwellenden Läufen auf dem Cello, E-Piano, Gitarre, Kontrabass und einem mit Besen gespielten Schlagzeug. Die Lieder des Quintetts handeln von Verlust, Angst, Sex und Tod. The Miserable Rich haben ihre Geisterromane und Gothic-Novels gelesen: Verwunschene Häuser und von Wölfen bevölkerte dunkle Wälder bilden das Setting ihrer rotweingeschwängerten Lieder, illustrieren in ihrer schwarzen Romantik den Kontrast zwischen ungebändigter Natur und Zivilisation, zwischen nüchternem Alltag und Poesie. Kurz nach 23 Uhr verklingt die letzte der drei Zugaben der Band. Über die Hecken des Parks hinter dem Römerbad dringen auch kurz vor Mitternacht noch Tango-Melodien. Ein Taxifahrer bringt eine angeschlagene Besuchergruppe nach Hause. Der Parkplatz auf dem Flugfeld ist fast leer. Auf der Bierzelt-Bühne rüsten sich die Blechbläser der Gruppe Monobo Son für die letzte Kommz-Runde. Nachdem die vielen Tausend Besucher abgezogen sind, spielen sich die letzten Stunden des Kommz im kleinen Rahmen ab.
Alexander Bruchlos
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