| Presse 2016
(Main Echo 03.082016)
Musikprogramm siehe oben
Leichtfüßig unter den Sternen
Festival: Das Kommz lockt am Wochenende in den Nilkheimer Park – Tempel restauriert
Auszeit im Park: Einmal im Jahr ist alles anders – so leichtfüßig und entspannt. Beim Festival Kommz im Nilkheimer Park lassen sich die Besucher durch den Tag schaukeln – wieder vom 5. bis 7. August.
Mittlerweile ist das Fest, das 1975 erstmals von Mitarbeitern und Gästen des kommunalen Jugendhauses auf die Beine gestellt wurde, ein richtiges Mehrgenerationenfestival. Kommz Gründer und Besucher der ersten Stunden spazieren nun mit Enkel an der Hand durch den Park. Festivalgäste, die früher die Nacht zum Tag gemacht und gewartet haben, dass die Sonne über den Zelten aufgeht, flanieren nun mit Baby im Tragetuch über die Wiesen. Familien teilen sich auf einer Decke eine Waffel, nachdem alle lautstark mit Geraldino gerockt haben. Traditionell am Sonntagnachmittag spielt Gerd Grashaußer alias Geraldino auf der Hauptbühne. Ab 15.45 Uhr wird er mit den Plomstern dafür sorgen, dass alle Kinder auf Mamas, Papas oder Opas Schultern zu »Lauf, Pferdchen, lauf« vor der Bühne galoppieren. Erstmals gilt das Familienticket übrigens diesmal schon am Freitag (siehe Kasten).
Im Musikprogramm finden sich einige Besonderheiten: Bombino beeindruckt am Samstagabend ab 21 Uhr mit traditioneller Musik der Tuareg, mit Rock und Blues. Der Sonntagabend verspricht interessant zu werden: Um 17.30 Uhr spielt Kepa Junkera aus Spanien. Der Baske ist Meister der Trikitixa, dem baskischen Akkordeon und gewann vor zwölf Jahren einen Grammy. Ungewöhnliche, archaische Klangwelten gibt es ab 19.30 Uhr von DaWangGang, einem chinesischen Avantgarde Singer Songwriter.
Tempel restauriert
Der Nilkheimer Park hat sich für das diesjährige Fest besonders hübsch gemacht. Im vorderen Teil des Parks haben Mitarbeiter des Aschaffenburger Gartenamts die Wege neu angelegt. Das Tempelchen, das offiziell Monopteros heißt, erstrahlt in neuem Glanz. Das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft hat den Gartentempel im vergangenen September in Abstimmung mit der Denkmalpflege komplett saniert. Restaurator Edgar Hartmann aus Fürth hat den Tempel begutachtet. Die Oberfläche wurde gereinigt, das Holzgesims restauriert, die Säulen eingelassen und neu gefasst sowie die Deckenkuppel mit dem Sternenhimmel ausgebessert. Gekostet hat die Restaurierung 5300 Euro, die Unterfränkische Kulturstiftung hat 1060 Euro dazugegeben. So können alle Parkbesucher wieder die goldenen Sterne bewundern, die in die Kuppel gemalt wurden.
Einfach schön: Der neue Aufgang vom Radweg am Main. Seit vergangenem Sommer kommt man auch vom Mainweg aus problemlos mit dem Rad oder Kinderwagen in den Park. Das Material hat das Gartenamt gestellt, die Kommz Gruppe hat die Handwerksleistung bezahlt. Thomas Langer vom Gartenservice Immergrün hat den Aufgang mit seinen zwei Mitarbeitern gebaut. Die Mauer am Weg hat er für Spaziergänger mit einen Gruß vom Kommz verschönert. »Ich mache gerne Schabernack«, sagt der 49- Jährige. »Als ich am Weg gearbeitet habe, hatte ich noch keine Idee und habe kurz meinen Krug in die Mauerlücke abgestellt. So kam der Schabernack einfach zu mir«, sagt Langer lachend. Frolic, wie er in der Kommz Gruppe genannt wird, hat den bunten Krug eingemauert. Er erinnert auch im tiefsten Winter daran – dass der Park im Sommer ein Ort ist für ein friedliches und einzigartiges Fest. fee
Karten im Vorverkauf:
Das Drei-Tage-Ticket für 30 Euro gibt es im Vorverkauf in Aschaffenburg in der Buchhandlung Diekmann, im Café Schwarzer Riese, im Gentlemen’s Skateshop, im Hannebambel und in Erlenbach in der Kinopassage.
Praktisch mit dem Bus nach Hause:
Das Kommz Eintrittsticket gilt während des Festivals auch als Busfahrschein auf allen Linien der VAB. Da es dieses Jahr weniger Parkplätze auf dem Flugfeld gibt, empfehlen die Veranstalter, das Auto stehen zu lassen und mit dem Bus (und eigenem Chauffeur) bequem anzureisen. An allen Tagen des Festivals fahren Sonderbusse als Ergänzung zu den Nachtbussen der VAB vom Festivalgelände nach Aschaffenburg. Angefahren werden auf den Ringlinien Ost und West alle Aschaffenburger Stadtteile (außer Gailbach, Leider und Nilkheim) sowie Mainaschaff stündlich von 23.30 bis 1.30 Uhr (sonntags 22.30 bis 0.30 Uhr). Den genauen Fahrplan samt Haltestellen gibt es auf dem Infoflyer, der im Nilkheimer Park verteilt wird (und online unter www.kommz.de)
Eintritt und Familienticket:
Karten kosten auf dem Kommz am Freitag 30 Euro (Samstag 25 Euro, Sonntag 15 Euro) Für Familien mit Kindern unter 15 Jahren gibt es wieder ein Familienticket. Zum ersten Mal gilt dieses Ticket bereits am Festivalfreitag. So bekommen auch Familien, die auf dem Kommzeigenen Familienzeltplatz (der extra viel Schatten hat) schlafen wollen, Rabatt. Pro Elternteil gibt es einen Nachlass von fünf Euro, somit bezahlen Mama und Papa am Freitag jeweils 25 Euro (Samstag 20 Euro, Sonntag 10 Euro.
Rechtshilfefonds unterstützt Flüchtlinge
Soziales: Im Mai Verein Kommzhilfe gegründet
2015 war das Wochenendticket für das Kommz Festival im Nilkheimer Park zehn Euro teurer als in den vergangenen Jahren. Die Kommzgruppe wollte mit den erwarteten Mehrerlös, Flüchtlinge unterstützen. Was ist aus der Idee geworden? Im Mai hat sich der Verein Kommzhilfe als Ableger der Kommzgruppe gegründet und bietet Rechtshilfe für Flüchtlinge. Sie wenden sich an den Verein, etwa wenn sie von Abschiebung bedroht sind. Den Antrag auf Unterstützung gibt es auf der Kommz Homepage. Alle Anträge werden vertraulich behandelt, versichert die Kommzhilfe.
Zwölf Anträge seit Mai
Der Verein stellt Geld für Rechtsanwalts-, Prozess- und Fahrtkosten zum Anwalt oder Gericht, ärztliche Gutachten oder Atteste zur Verfügung, erklärt Lea Heeg von der Kommzhilfe. Bezahlt werden auch Dolmetscher und weitere Kosten, die im Verfahren anfallen. Seit Mai sind zwölf Anträge beim Verein eingegangen, die meisten aus dem Raum Aschaffenburg, aber auch welche aus Gießen und dem Allgäu, wo sich Kommzler für Flüchtlinge engagieren.
Ein Rechtsanwalt berät den Verein in juristischen Fragen. »Wir unterstützen nur Anträge, die Aussicht auf Erfolg haben«, betont Heeg. Der Rechtshilfefonds soll bis zum Kommz 2017 bestehen. »Dann werden wir sehen, ob er noch gebraucht wird. Wenn ja, machen wir weiter.«
60 000 Euro gespendet
Zusätzlich zum Rechtshilfefonds, in den 30000 Euro geflossen sind, hat die Kommz Gruppe weitere Flüchtlingsprojekte unterstützt. Nach dem Kommz 2015 hat die Gruppe 5000 Euro an Sea Watch gespendet, die sich der zivilen Seenotrettung von Flüchtlingen verschrieben hat. Weitere 5000 Euro gingen an Watch the Med, die seit Oktober 2014 eine Hotline für Menschen in Seenot betreuen. Die Aktivisten versorgen die Küstenwache mit Informationen und überwachen die Rettungsaktion von Flüchtlingen.
Insgesamt hat die Kommzgruppe 2015 über 60000 Euro gespendet – doppelt so viel Geld wie im Jahr zuvor. An welche Gruppen kann man unter www.kommz.de nachlesen. fee |
(Main Echo 08.08.2016)
Ein Fest der Vielfalt
Kommz: Tausende feiern das 42. Nilkheimer Parkfestival – Lokale und internationale Musiker – Kindertheater und Trommelsessions
Von unserem Reakteur ALEXANDER BRUCHLOS
ASCHAFFENBURG. Wer will sich schon gern den Takt von anderen vorgeben lassen? Verbeulte Kochtöpfe, rostige Pfannen, leere Partyfässchen und Bierdosen genügen einer Gruppe junger Kommz Besucher, um am Rande des Festival Basars eine Trommel Session zu entfesseln. Die blechernen Rhythmen dringen bis in die Zeltstadt hinein.
An anderer Stelle des 42. Nilkheimer Parkfests klingen die Rhythmen weicher. Vor dem Tipi hat sich eine Runde zum Trommel Workshop mit Djembe und Bongo versammelt. Der pulsierende Klang beschallt auch das benachbarte Teezelt, mischt sich dort mit dem Klackern der Carrom Spielsteine.
Das Zugpferd des Festivals ist wie immer die Hauptbühne wenige Schritte vom frisch renovierten Parktempelchen entfernt, dem Markenzeichen des Parkfests.
Party am Eröffnungstag
Der Freitagabend ist der Party vorbehalten. Den Soundtrack dazu liefert die Elektro Pop Formation Erwin & Edwin mit ihrer Mischung aus Hip Hop, Jazz und Funk sowie die italienische Sweet Life Society. Dicht bevölkert ist die Fläche vor der Hauptbühne. Die elektronischen Beats und Samples der Elektro Swing Combo aus Turin, die von Saxofonen, Trompete, Gitarre und Gesang ergänzt werden, sind für die ausgelassene Menge genau das Richtige. Immer wieder fordert der Frontmann die Tanzenden zum Mitsingen und springen auf. Die kommen den Anweisungen gerne nach.
Bis in die hintere Hälfte des Parks dringen die wuchtigen Bässe aus dem Computer. Vorbei an den voll besetzten Bierbänken bis zur Kinderbühne, wo sich die jüngsten Kommz Besucher mit ihren Eltern niedergelassen haben. Hier übernimmt bereits die Nacht die Regentschaft. Über das gespannte Leinwand Segel flimmern tschechische Trickfilm Klassiker. Lampions glimmen wie überdimensionale Glühwürmchen in den Ästen der Parkbäume. Auch einige Erwachsene genießen die Ruhe. Sie haben sich an den verwaisten Bastelständen niedergelassen.
Laute Gitarren zum Frühstück
Der Kommz Samstag beginnt mit einem Paukenschlag: Mit brachialen Gitarrenwänden, aus denen sich immer wieder herzergreifende Melodien herausschälen, eröffnet das Duo Accattone das Hauptbühnenprogramm. Klänge wie Kaffee ohne Milch und Zucker. Die Musik erfüllt das gesamte Parkgelände. Die ersten Tanzenden lassen sich beim Auftritt des Schweizer Trios Duck Duck Grey Duck blicken. Dessen Mischung aus Blues, Rock, Underground und französischem Chanson beginnt gerade zu zünden, da versammeln sich vor der hinteren Parkbühne schon die jüngsten Parkbesucher. Das Buchfink Theater erzählt dort den Kindern mit Puppen den Schweine Roadmovie Josephine & Parcival.
Auch an den Bastelständen geht es hoch her: Specksteinskulpturen und Mandalas entstehen hier. Stelzen und andere Spielgeräte laden zum Ausprobieren ein. Es gibt ein Märchen und ein Klangzelt sowie eine umlagerte Schminkstation.
Die Älteren zieht es zu den Retrorockern Vvlva im Römerbad. Auf den Rasenhängen und den Mauern der antiken Ruine lauscht das Publikum im Sonnenschein den fünf Aschaffenburgern, die mit ihrem schwülen, bluesgefärbten Psychedelic Rock optisch und klanglich aus den 70er-Jahren herausgefallen scheinen.
Auf der Wiese werden Leinwände bemalt. Filigrane Ornamente, Tropf Kunst in Jackson Pollock Manier und Landschaften. Die Bilder, die am Sonntag versteigert werden sollen, sind so vielfältig wie die Besucher. Eins auf die Ohren gibt es am Samstagabend. Die vier Dänen von Baby Woodrose feuern mit harten Riffs und psychedelisch mäandernden Soli eine unglaublich laute Rock Breitseite ab. Ein Fest nicht nur für Szene Fans.
Kulturelle Verbindungen
Ein musikalischer Höhepunkt des diesjährigen Kommz ist Bombino: Das in afrikanische Gewänder gekleidete Quartett um den nigrischen Gitarristen Goumar Almoctar macht mit seiner Verbindung von westlichen Rock Spielarten und afrikanischen Rhythmen, Melodien und Spieltechniken deutlich, wie faszinierend und innovativ kulturelle Verbindungen klingen können.
Gegen Mitternacht schlägt die Band um den schottischen Songwriter Chris Pookah und die Steinbacherin Christine Leban am Bierstand das letzte Kapitel des Abends auf. Ihr beseelter Folkrock erfüllt die sternklare Nacht. Zwischen den Bäumen leuchten im Schwarzlicht die String Art Plastiken des Kommz Gruppen Mitglieds Mark Wagner, der sich den Künstlernamen Prinz Pilla zugelegt hat.
In der Zeltstadt sitzen junge Erwachsene um Kerzen versammelt, eine Runde stimmt Oldies zur Lagerfeuergitarre an. Wie am Römerbad und in der Sektbar ist die Nacht hier noch lange nicht zu Ende
Hintergrund: das 42. Nilkheimer Parkfest Kommz
400 bis 500 ehrenamtliche Helfer waren am Gelingen des 42. Nilkheimer Parkfests beteiligt. Das schätzt Kommz Vorsitzender Daniel Damm (31) und die zweite Vorsitzende Lea Heeg (31). Allein über 250 Kommzler halfen beim Aufbau in der vergangenen Woche.
Das schlechte Wetter ab Dienstag habe den Aufbau kaum behindert, sagt Damm: »Da wir wussten, dass es regnen soll, haben wir schon am Sonntag und Montag richtig Gas gegeben.«
Stärker begrenzt wurde in diesem Jahr die Zahl der Zeltplätze. Erstmals in der Kommz Geschichte habe die Stadt Camper auf dem Flugfeld aufgefordert, die Zelte wegzupacken.
Man werde sich allerdings bemühen, im kommenden Jahr eine Lösung zu finden, da vor allem Familien abseits des Festival Trubels zelten möchten, so Damm. Engpässe auf dem Gelände habe es seines Wissens nicht gegeben. »Ich habe von keinem gehört, der sein Zelt nicht aufbauen konnte«, sagt der Vorsitzende.
In diesem Jahr habe man die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, erläutert Lea Heeg. Das Personal für die Taschenkontrollen sei besonders geschult und aufgestockt worden. Auch mit der Polizei habe man in engerem Kontakt gestanden.
Mehrere Tausend Festivalgäste fanden laut Damm und Heeg an diesem Wochenende den Weg in den Nilkheimer Park. Die genauen Besucherzahlen werden erst in den kommenden Tagen ermittelt. (ab) |
(Main Echo 09.08.2016)
STADTGESPRÄCH
Unkonventionell: der Kommz Ausklang
Durch den Verzicht auf Bands und Musiker aus dem angloamerikanischen Sprachraum bekommt das Nilkheimer Parkfest Kommz musikalisch zunehmend den Charakter eines World Music- und Ethno Festivals. Besonders deutlich wurde das in diesem Jahr beim Kommz Ausklang am Sonntagabend auf der Hauptbühne. Den Abend eröffnete der baskische Akkordeon Spieler Kepa Junkera mit Tanzmelodien und rhythmischer Akkordbegleitung auf dem diatonischen baskischen Akkordeon Trikitixa. Unterstützt wurde der Volksmusiker und Grammy Preisträger von zwei Sängerinnen und Tänzerinnen. Ungewöhnlich: das Spiel auf dem baskischen Xylophon Txalaparta, dessen vier Klanghölzer mit den Unterseiten von Stöcken senkrecht angeschlagen werden und das schnarrende Spiel auf dem Krummhorn Alboquea.
In fremde musikalische Welten entführte auch der chinesische Songwriter Da Wang Gang. Seine internatonal besetzte Band mit Musikern aus Japan, Chile und Rußland reicherte die Songs mit Rock-, Jazz- und Avantgarde Elementen an. Ein gezupftes und gestrichenes bundloses Banjo, E-Gitarre, Cello, Saxofon und Flöten sorgten für einen Sound abseits gängiger Hörgewohnheiten. Auch Kinder zeigten sich von den Liedern fasziniert. Die Sprache war da zwangsläufig Nebensache. Wie der Musiker aus Peking betonte, sollen seine Stücke beim Zuhörer Bilder von Landschaften hervorrufen. Die originelle Instrumentierung sowie die Spiel- und Gesangstechnik Da Wang Gangs sorgten dafür, dass diese Bilder keinem konventionellen Schema entsprachen.
Fast schon vertraut mutete im Kontrast dazu das Fanfare Orchester Attentat Fanfare an. Wild und bunt kostümiert bliesen die neun Musiker aus Straßburg mit Trompeten, Posaune, Horn und Tuba zum letzten Gefecht auf der Kommz Hauptbühne. Gimmicks wie eine brennende Tuba gab es inklusive. Die Tanzenden auf der Wiese dankten es ihnen. ab
Vorgezogenes Halloween im Nilkheimer Park
Kreativität kennte keine Jahreszeiten: Rund drei Monate vor Halloween haben junge Kommz Besucher in der Zeltstadt die Kürbis Saison und den Termin für das keltische Totenfest einfach ignoriert. Mit einer Metallschere schnitten sie das typische Grinse Gesicht in ein geleertes Bier Partyfässchen. Kerze rein, fertig ist der Grusel Lampion. ab |
