Presse 2017
(Main Echo 02.08.2017 )
»Mein Motto ist die Vielfalt«
Thomas Giegerich: Der Programm-Macher über die Musik beim Nilkheimer Parkfest Kommz – Beginn am Freitag
Von unserem Redakteur ALEXANDER BRUCHLOS
ASCHAFFENBURG. Thomas Giegerich (50) ist der Mann hinter der Musik auf dem Kommz, der vielleicht wichtigsten Nebensache beim Nilkheimer Parkfest, das am Freitag seine Pforten öffnet. Der Aschaffenburger, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, war schon von 1991 bis 1996 sowie 2000 und 2001 musikalischer Programmchef des Festivals. Seit 2011 stellt er wieder das Musik-Programm für die Hauptbühne zusammen.
Wann haben Sie das Kommz Musik-Programm erstmals bewusst erlebt?
Thomas Giegerich: Zunächst als Besucher. 1984 war ich als Berichterstatter für das Volksblatt im Nilkheimer Park. Damals war die Bühne noch ein Baugerüst. Das konnte erst so spät aufgebaut werden, dass sich das ganze Programm nach hinten verschob. Die für 22 Uhr vorgesehene Bluesrock-Band 3Ex, bei der der heutige KI-Stadtrat Johannes Büttner am Schlagzeug saß, konnte erst um halb Zwei morgens anfangen. Kurz darauf hat die Polizei das Konzert beendet.
Wie war damals die musikalische Ausrichtung des Kommz?
Musikalisch war schon immer Vielfalt Programm. Bereits mein Vorgänger bei der Programmgestaltung Michael Imhof hatte stets darauf geachtet, ein breites Spektrum abzubilden. Es gab Kabarett mit Volker Pispers und Sissi Perlinger, Krautrock, Reggae, Rock, Jazz und vieles mehr. Von ihm habe ich viel gelernt. Vielfalt ist bis heute das Motto.
Was heißt das konkret?
Ich will alles abdecken. Ich will kein musikalisches One-Way Format – also nur Hardrock, Psychedelic, Krautrock oder Reggae.
Es gibt so viele verschiedene Musikarten, die es wert sind, präsentiert zu werden. Bei uns spielte auch Ungewöhnliches wie der spätere Grammy-Gewinner Ivo Papasov mit seinem bulgarischen
Hochzeitsorchester, die chinesische Frauenrockband Cobra und
vieles mehr. Ich kann es mir leisten, Gruppen zu verpflichten, von denen professionelle Veranstalter die Finger lassen, weil sie Angst haben, sich die Finger zu verbrennen. Auch klassische Musik gibt es auf dem Kommz. Was die Musiker manchmal selbst wundert. Ich musste die Aschaffenburger Geigerin Daniela Reimertz regelrecht davon überzeugen, dass sie mit ihrem Quartett La Finesse im Nilkheimer Park spielt. Obwohl sie das Kommz kannte, konnte sie sich das nicht vorstellen. Publikum und Band waren begeistert.
» Versuche, das Programm´als Gruppe zu organisieren, sind jedes Mal gescheitert. «
Welche Rolle spielt die Musik auf dem Kommz?
Auch wenn die Besucher nicht wegen bestimmter Bands aufs
Kommz gehen, ist die Musik sehr wichtig. Die Musik bestimmt die
Atmosphäre. So würde ich nie eine aggressive Thrash-Metal-Gruppe als letzte Band des Abends spielen lassen.
Weshalb spielen keine Stars auf dem Kommz wie bei großen Festivals?
Wir wollen keinen Hype, sondern gute Musik. Außerdem haben wir auch ein strenges Limit bei den Gagen. Andere Festivals geben viel mehr Geld aus. Was nicht heißt, dass keine bekannten Musiker zu uns kommen: Als die Beginner bei uns spielten, hatten wir Angst, man würde uns überrennen. Vier Wochen vor dem Festival waren die Hip-Hopper auf Platz 1 der Charts. Heute ist Jan Delay ein großer Name. Bei uns spielte er vor fast 20 Jahren. Ganz am Anfang habe ich mal Fritz Rau angerufen, und gefragt, ob eine Mega-Band wie die Stones oder Pink Floyd bei uns einen geheimen Gig als Testlauf vor einer großen Tour spielen könnten. Keine Chance. Der hat mich ausgelacht. Aber ich hab’s immerhin probiert.
Mögen die Musiker das Kommz?
Die meisten finden es klasse. Das liegt auch daran, dass wir die Musiker – wenn möglich – vor ihrem Auftritt über das Gelände führen, damit sie sich ein Bild machen können, wo und für wen sie spielen. Sie sehen: da sind verrückte Hippies, aber auch 40-jährige Banker mit ihren Familien. Viele haben so etwas noch nicht gesehen und sind begeistert.
Hat sich die Musik auf dem Kommz im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Na klar. Während es früher ein Muss war, dass wir eine Reggae-Band hatten, spielt diese Musik in ihrer puren Form heute keine Rolle mehr. Wir haben zwar oft etwas dabei, was Reggae beinhaltet, aber eine reine Roots-Reggae-Band hat schon lange nicht mehr bei uns gespielt.
Welche Rolle spielt das Kommz für die regionale Musikszene?
Eine sehr große. Jede namhafte Band aus der Region hat schon auf
dem Kommz gespielt. Vorausgesetzt, sie hat eigene Songs. Dass Cover-Bands keine Auftritte mehr bekommen, war eine der Regeln, die ich 1991 einführte. Eine weitere Regel ist seitdem: Wer auf
dem Kommz spielt, darf in diesem Jahr auf keinem anderen größeren
Festival der Region wie dem Mühlberg spielen.
Gibt es weitere Bestimmungen?
Keine Band darf zweimal auf dem Kommz spielen. Da gab es allerdings Ausnahmen: Sauerwein trat zweimal auf. Auch Kraan standen vor zwei Jahren zum zweiten Mal auf der Kommz-Bühne – nach 25 Jahren. Kraan-Bassist Helmut Hattler hat sich sogar an den ersten Auftritt im Nilkheimer Park erinnert. Und natürlich ist aus dem Kinderprogramm Geraldino fast jedes Jahr dabei.
Welche musikalischen Schwerpunkte gibt es an den drei Tagen?
Partytaugliche Musik gibt es eher am Freitag, wenn das Publikum jünger ist, ruhigere Musik am Sonntag, dem Familientag. Der Samstag ist eine Mischung. Der wichtigste Unterschied zu früher ist vielleicht: Die wenigsten Besucher sind noch drei Tage nonstop da. Früher haben die Leute freitags ihr Zelt aufgebaut und montags wieder eingepackt. Heute herrscht schon am Sonntagmorgen Aufbruchstimmung. Das hat auch Auswirkung auf die Musik.
Das Kommz-Musikprogramm wird nur von Ihnen, also einem Verantwortlichen zusammengestellt. Warum ist das so?
Es gab immer wieder mal Versuche, das Programm als Gruppe zu organisieren. Zuletzt 2002. Das ist jedes Mal grandios gescheitert. Natürlich fließen Anregungen von Mitglieder der Kommz-Gruppe in das Programm mit ein.
Welche Rolle spielt die Römerbad-Bühne?
Vor etwa sechs Jahren begannen wir in diesem Teil des Parks mit
Jam-Sessions. Was aber nicht so richtig strukturiert war. Seit zwei Jahren gibt es am Römerbad eine weitere Bühne mit einem richtigen Programm. Dort spielen oft Sachen, die auf der Hauptbühne nicht funktionieren würden. Das Programm stellt Tobias »Hobser« Ritter zusammen, der auch Sänger von Orcus Chylde und Vvlva ist.
Gibt es etwas, das in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt nicht funktioniert hat?
Eigentlich nicht. Sicher kam es mal vor, dass ein Musiker schlecht drauf war oder die Technik Probleme machte. Ich kann mich aber an das Musiktheater Panoptikum 1991 erinnern. Die spielten vor der Hauptbühne. Zum Abschluss machten die einen Konfetti-Regen. Da wir den Park ja immer blitzblank hinterlassen, mussten wir jeden Papierschnipsel einzeln aufklauben. Die Kommzler hätten mich fast gelyncht.
Wann beginnen die Planungen für das Kommz im kommenden Jahr?
Die erste Band für 2018 habe ich mir schon Mitte Mai angeschaut,
zuletzt eine Gruppe vor zwei Wochen. Am Dienstag nach dem Kommz, während der Abbau noch läuft, geht es zur nächsten Band.
Im Überblick: Live-Musik und Kindertheater auf dem Kommz
Freitag, 4. August
Hauptbühne: 16 Uhr Chaos-Poet (Songwriter, Aschaffenburg-Mönch-berg), 17.15 Uhr Love Machine (60s-Psycho, Düsseldorf); 18.45 Uhr Steinregen Dubsystem (Dub-Reggae, Freiburg); 21 Uhr Mr Dero & Klumzy Tung (Electro-HipHop/Österreich), 23 Uhr Gemma Ray (Pop Noir/England-Berlin); Bierstand 0.30 Uhr John Wayne On Acid
(Drum’n’Sax meets Bass’n’Violence) Römerbad: 17 Uhr Teasy (Italo Space Rap), 18 Uhr Deft & Friends (Drum’n’Bass); 20 Uhr Marc Cosmo OG’s (Hip-Hop / Soul / Funk); 22 Uhr
Mirko Machine (Hip-Hop, Hamburg);
Samstag, 5. August
Hauptbühne: 11 Uhr Sven Garrecht & Band (Liedermacher/Seligenstadt); 12.45 Uhr Sentilo Sono (Ska, Reggae,
Punkrock, München); 17 Uhr Velo De Oza (Carranga-Rock, Kolumbien); 19 Wallis Bird (Songwriterin, Irland); 21 Uhr Wucan (70s Rock, Leipzig); 23 Uhr Yarah & The Love Movement Band
(HipHop, Rap, Spoken Words, R‘n‘B, Berlin); Bierstand 0.30 Uhr The Sirkus (West-coast, Acid-Blues); Römerbad: 13 Uhr Pulver (Heavy Metal, Aschaffenburg); 14.30 Uhr Black Salvation (NeoPsych, Doom, Leipzig); 16 Uhr The Satelliters (Sixties Garage, Beat, Darmstadt); 17.30 Uhr KUF (Organic electronica)
Kinderbühne: 14.15 Uhr Chaussée-Theater: »Rose Übermut« (ab 4 Jahre) 16 Uhr Marius Schneider: »Allegrino-Hüter der Musik«
Sonntag, 6. August
Hauptbühne: 11 Uhr Kommz Jazz All Stars (Jazz/Aschaffenburg); 15.45 Uhr Geraldino & Die Plomster (Rockmusik für Kinder, Nürnberg); 17.45 Modern String Quartet (Klassik/München);
19.45 Patrick Kabré & Panataleeroo (Afropop, Burkina Faso und Deutschland); 21.45 Strandvilla (Folktronic, Steinbach); Bierstand: 23 Uhr The Cash Crops (Indie-Pop);
Römerbad: 13 Uhr Hazey Shades (Psychedelic-Rock, Aschaffenburg); 14.30 Chuckamuck (Punk/Beat/Trash, Berlin); 16 Uhr The White Dukes (Blues/Heavy/Rock, Berlin); Kinderbühne: 14 und 15 Uhr
Einfach Riesig »Rigatonis Glücksbude«; Sektbar: 15.45 Uhr Santora (Psycho-Folkpop, Würzburg) (ab) |
(Main Echo 05.08.2017)
Kommz: Und wir lieben dich doch.
Veröffentlicht am 5. August 2017 von monim
Es ist mal wieder Kommz Zeit in Aschaffenburg: Im alten Römerbad im Nilkheimer Park proben überwiegend junge Leute das Hippie Sein, ohne wirklich zu wissen was das eigentlich ist, während die etwas älteren Junggebliebenen sich nach gefühlt ewigen Zeiten endlich mal wieder in den Armen liegen und bald darauf die Köpfe schütteln: Weil sie inzwischen auf dem Kommz über Immobilienpreise diskutieren. Mann, wie die Zeit vergeht!
Man könnte nostalgisch werden, aber das muss man auf dem Kommz gar nicht unbedingt, weil sich hier ohnehin nicht so viel verändert hat im Lauf der Jahrzehnte. Auf dem Zeltplatz haben schon immer ein paar Verrückte über die Stränge geschlagen, übers Musikprogramm mussten wir schon immer mal den Kopf schütteln, bevor wir im nächsten Moment eine neue Lieblingsband entdecken durften. Der Kommzler war schon bio bevor bio ein Ding war und bei der Bilderversteigerung am Sonntag haben wir noch jedes Jahr festgestellt, dass Talent völlig überschätzt wird. Jeder kann malen auf dem Kommz, oder darf es dort zumindest von sich glauben.
Ich habe mal überschlagen, seit wie vielen Jahren ich jetzt schon aufs Kommz gehe? 20 vielleicht? 21? Und immer schon gab es Menschen, die über das Kommz geschimpft haben. Das waren in aller Regel gar nicht mal die direkten Anwohner, die an diesen drei Tagen im frühen August wirklich viel vom Kommz Programm hören. Im Gegenteil, ich kenne einen Haufen Nilkheimer, die einfach selbst mit Kind und Kegel zum Kommz kommen, statt sich über irgendwas zu ärgern. (Außer vielleicht über jene Besucher, die wie die Deppen im Wohngebiet parken).
So viel Geläster, so wenig Ahnung
Die – meist sehr pauschale – Kritik am Kommz kommt vielmehr überwiegend von solchen Leuten, die noch nie dort waren. Und die trotzdem ganz genau zu wissen glauben, wie es auf dem Festival zugeht. „Alles Kiffer“, „alles dreckig“, „nur Drogen da“, „alle besoffen“ – wie oft müssen Kommz Fans sich wegen solcher blöden Kommentare rechtfertigen! Vor Leuten, deren Vorurteile offenbar sehr viel größer sind als es ihr Horizont ist. Ich habe das Kommz immer als friedliches Fest erlebt, die Leute sind gut drauf und entspannt (und wie sie sich in diesen Zustand bringen – ihre Sache), Kinder und Familien fühlen sich wohl – und ich hoffe, all das wird noch viele Jahre so bleiben. Im übrigen ist es objektiv betrachtet ein Hammer, was ein Haufen Ehrenamtlicher da seit über drei Jahrzehnten mit riesigem Aufwand für Aschaffenburg auf die Beine stellt. Denn so ein Programm, solche Frei (und Freu-!)Räume gibt’s in Aschaffenburg nur einmal im Jahr, und sie sind ein immenser Gewinn.
Also an alle Hater da draußen: Zeigt mal echte Größe und schaut euch das Kommz erstmal an, bevor ihr darüber schimpft. Könnte euer Weltbild verändern. |
(Main Echo 07.08.2017)
Buntes Fest mit besonderem Zauber
Kommz: Musik und kunstvolle Aktionen machen den Nilkheimer Park in Aschaffenburg zum Besuchermagnet
Von unserer Mitarbeiterin NADINE ELBERT
ASCHAFFENBURG. Einmal mehr hat sich das Kommz am Wochenende als ein Besuchermagnet erwiesen. Und abermals ist es der Kommz-Familie gelungen, das Publikum nicht nur mit Musik und Rahmenprogramm zu begeistern, sondern dem Nilkheimer Park zu diesem Anlass einen besonderen Zauber einzuhauchen.
Da gab es bunte Tücher in den Bäumen und Skulpturen aus Holz und Fäden, die im Dunkeln farblich angestrahlt wurden. In der hintersten Ecke versteckt konnte man eine Spiegelwand mit einem wunderschön bunten Mosaik aus Plastikflaschendeckeln finden.
Trommeln und Theater
Sehen lassen konnte sich auch, was den Besuchern sonst noch an Attraktionen geboten wurde: Yogasession, Slacklineworkshop, Trommelkurse, Korbflechten, Kinderschminken, politische Infostände, Feuershow, Gaukler auf Stelzen und Mitmachtheater für Kinder mit Billy Bernhard vom Chaussée Theater, Marius Schneider und vieles mehr.
Während auf der Nebenbühne am Römerbad mit Pulver, Black Salvation und The Satelliters eher härtere Töne angeschlagen wurden, hatte Thomas Giegerich auf der Hauptbühne ein vielseitiges Musikprogramm zusammengestellt. Der Samstagvormittag startete mit dem Seligenstädter Songwriter Sven Garrecht, der von Kleinstadttigern und stubenreinen
Schweinhunden, vom Muttersöhnchen und dem Schwiegermutterschwarm sang.
Um die Mittagszeit animierten die skaigen Bläsersätze von Sentilo Sono aus München die ersten Zuschauer zum Mittanzen. Als der Park spätnachmittags schon gut gefüllt war, präsentierten die fünf energiegeladenen Kolumbianer von Velo de Oza in Ponchos, mit
Hut und Sonnenbrillen ihren Carranga-Rock, der einige folkloristische Elemente beinhaltete.
Drei Powerfrauen
Der Abend war laut Veranstalter drei Powerfrauen reserviert. Zunächst verzauberte die irische Songwriterin Wallis Bird mit ihrer gewaltigen Stimme das Publikum. Hinterher konnte man nicht nur die Stimme von Francis Tobolsky bewundern, sondern auch ihr virtuoses Querflötenspiel und die Rock-Musik ihrer Band Wucan.
Die letzte Powerfrau des Abends war Yarah Bravo, die zu der jazz-bluesigen Musik ihrer Love Movement Band über Liebe und das Feuer, das in uns allen brennt, rappte. Zum Ausklang spielten Chris Pookah und Junes OD noch entspannte Gitarrenmusik am Bierstand.
www.main-echo.de
Stimmen zum Kommz: »Wir sind eine große Familie«
Marion Endres (59), Kinderpflegerin aus Mainaschaff: Ich betreue
seit ungefähr 23 Jahren den Kreativbereich auf dem Kommz. Früher waren hauptsächlich Kinder da, jetzt gibt es viele erwachsene Menschen zusätzlich zu den Kindern, die gerne hierher kommen. Was das Kommz für
mich ausmacht: Wir sind eine große Familie. Man lacht zusammen, trauert zusammen, arbeitet zusammen, feiert zusammen, streitet zusammen, hilft zusammen.
Florian Patrik Foltz (24), Azubi zum Gesundheits-und Krankenpfleger aus Karlsruhe: Ich bin zum ersten Mal auf dem Kommz und finde es tatsächlich sehr schön. Hier sind viele Familien, was dem Festival etwas sehr Entspanntes gibt. Es hebt sich dadurch positiv von anderen Festivals ab. Mein Gesicht ist übrigens das Resultat, wenn man einer Neunjährigen erlaubt, einen zu schminken. Aber das war der Grundstein unserer Freundschaft (lacht). |
(Main Echo 08.08.2017)
Wie Generationen zusammen feiern
Kommz: Den Ausklang des Festivals dominiert die Steinbacher Musikerszene mit The Sirkus und Strandvilla
Von unserem Redakteur ALEXANDER BRUCHLOS
ASCHAFFENBURG. Die Abendsonne blitzt am frühen Sonntagabend noch einmal zwischen den Bäumen hervor, taucht den Nilkheimer Park in ein mildes, goldenes Licht. In der Kommz Zeltstadt haben sich die Reihen merklich gelichtet. Familien nutzen das gewonnene Terrain, um mit ihren Kinder zu spielen, andere meditieren vor dem Zelt im Yogasitz.
Ein pulsierender, weicher Elektro Rhythmus lockt am Römerbad viele Festivalbesucher nochmals aus der Reserve. Dichtgedrängt tanzen Jung und Alt zwischen den Mauerresten der antiken Badeanstalt.
Wer auf handgemachte Musik steht, der ist vor der Hauptbühne richtig: Im Anschluss an die Kult Band Geraldino und die Plomster, die mittlerweile die zigste Kommz Generation mit ihren spritzigen Kinderliedern beglückt, verschränkt das Modern String Quartet Klassik, Jazz und Selbstkomponiertes, als sei es das Leichteste auf der Welt. Wobei die seriös in Anzüge gekleideten Musiker mit dem flippigen Kommz Ambiente glänzend zurechtkommen. Der trockene Humor des Münchner Vierers überzeugt auch Klassikmuffel.
Pass verloren
Dann greift die Politik in die Programmgestaltung des Festivals ein: Weil einer der Musiker aus Burkina Faso seinen Pass in Frankreich verloren hat, kann die als Hauptact des letzen Festival Abends angekündigte Afropop Formation Patrick Kabré und Panataleeroo nicht spielen. Für sie springt die Steinbacher Kommz Geheimwaffe The Sirkus ein, die ihren Bierstand Gig am Vorabend kurzerhand gecancelt hatte. Von ihrer Psychedelic Blues Basis haben sich The Sirkus mittlerweile hörbar abgenabelt und weiterentwickelt. Die musikalischen Wurzeln des Sextetts liegen noch immer in den Sechzigern, doch ist ihr Sound mit seinen zahlreichen Westcoast Anleihen ist leichter und luftiger geworden – was vielleicht auch am entspannten Festival Ambiente liegt.
Von diesem zeigt sich auch die Folkpop Formation Strandvilla durchdrungen, deren Musiker wie bei The Sirkus größtenteils aus Steinbach kommen. Mit Michael Hauck teilen sich die beiden Bands sogar den Bassisten. Die in einen schwebenden Sound eingebetteten nachdenklichen Texte von Sängerin Christine Leban und die familiäre Atmosphäre kommen vor allem bei den eingefleischten Strandvilla Fans direkt vor der Bühne gut an.
Wer noch Lust auf Party hat, der ist in der Sekt Bar gut aufgehoben. Dort tauchen die DJs ab in die vergangenen 50 Jahre. Selbst Don Mac Leans »American Pie« sorgt bei den feierlustigen jungen Leuten für ausgelassene Stimmung.
Die letzte Seite des diesjährigen Kommz schlägt gegen 23 Uhr die junge Band The Cash Crops am Bierstand auf. Da ist der Vollmond hoch am Nachthimmel aufgezogen, am Mainwiesenweg warten schon die Taxis auf die Nachtschwärmer.
Daniel Damm, Vorsitzender der Kommz Gruppe, zeigt sich mit dem Ablauf des Festivals zufrieden. Etwa 500 ehrenamtliche Helfer haben laut Damm am Gelingen des Kommz mitgewirkt. Der Kommz Vorsitzende spricht von Tausenden Besuchern, die zu Feiern in den Park gekommen waren.
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